Sonntag, 6. November 2011

Trockenes Touristenzentrum vs. geflutete Vororte

Was ist mehr wert: das Erhalten der Altstadt mit dem dazugehörigen touristischen "Attraktionen" oder die weniger ansehnlichen Vororte mit Millionen von Anwohnern zu fluten?



Diese Frage stellt sich in der thailändischen Hauptstadt seit mehreren Wochen, welche bis jetzt aber immer zum Nachteil der Vorortbewohner ausgefallen ist. Demzufolge ist das Zentrum der Stadt überwiegend trocken (lediglich zwei kleine Straßenzüge sind Knöchelhoch geflutet), sodass den schon jetzt ausbleibenden Touristen nichts von den eigentlichen Tragödien vor die Augen fällt. Erst nach dem Überqueren der etlichen Brücken auf die andere Flussseite werden einem die Ausmaßen der aus Nordthailand anströmenden Wassermassen bewusst.



Ich hatte mich bewusst entschieden, mir ein eigenes Bild vor Ort zu machen. Nach einem nur 5min Spaziergang zur ersten Brücke ist mir nichts unnatürliches aufgefallen. Die Echsen sind wie immer in den schmallen Nebenflüssen rumgewuselt.




Nachdem Überqueren des Scheitelpunkts der Brücke wurden man von eine langen Warteschlange von Lastern, Kleinbusen, Taxis und natürlich hunderten von Scootern erwartet. Diese Menschen wollen wieder in ihre gefluteten Häuser zurück und haben sich lediglich mit Lebensmitteln und anderen Utensilien des "normalen" Lebens eingedeckt. Überraschender Weise ist keine Hektik oder Unruhe zu spüren - vielleicht hat sich schon nach dieser Zeit eine gewisse Routine und Abgefundenheit entwickelt.



Als fast einziger Tourist hielt ich mich eher im Hintergrund auf und hatte viel Zeit mir die Helfer, Opfer bzw. Supporter anzuschauen.



... Kameramann des thailändischen Fernsehens ...



... eines der vielen Probleme: der angespülte Müll ...


... das größte Übel bleiben aber die gefluteten Wohnhäuser ...


... reichlich Wasser - reichlich Fisch ...


... auf dem Rückweg konnte ich eine der Staumauern zum Stadtzentrum sehen ...


... welche grotesker Weise von Obdachlosen Familien besetzt wurde, welche Opfer von diesen geschlossenen Staumauern wurden...


... neues Verkehrsmittel auf den Straßen: Fischerboote ...


... überall in der Stadt zu sehen: tausende von gestappelten Sandsäcken, die das Wasser zurück halten sollen und das auch meistens machen. Anderfalls werden zusätzliche Pumpen eingestezt ...


... eine der Hauptverbindungen zwischen den gefluteten Vororten und dem Zentrum. Der normale Verkehr ist auf den meisten Brücken stillgelegt und wird durch Versorgungsfahrzeuge, vereinzelten Personen ersetzt ...


... Helfer in einer überfluteten Seitenstrasse ...


... Scooter sind auf der anderen Seite nutzlos geworden, sodass die Seitenstreifen der Brücken als Parkplätze genutzt werden ...



... im Hintergrund: eine Gruppe transportiert mit Hilfe von Schlauchbooten Lebensmittel und Güter ...


... die Bakterien bzw. Keime im Wasser verursachen Wurmbefall an den kontaktierten Körperteilen (laut Aussage des Hostelmanagers). Demzufolge ist es nicht ratsam ohne Schuhwerk im Morast zu laufen ...


... Gummistiefel ...


... Besen und Schrubber ...


... und das wichtigste Trinkwasser ...



Im ungefluteten Teil der Stadt (Zentrum) ist alles beim alten geblieben. Nur lange Reihen von Sandsäcken sind dazu gekommen, welche im Ernstfall den Schaden reduzieren sollen. Jedoch sind auch viele vollgeladene Laster zu sehen, welche ich anfangs für Lebensmittel- oder Hilfsgütter-Transporter gehalten habe. Falsch. Diese Laster verlassen die Stadt und sind mit dem Hausrat der Einwohner beladen, um einer eventuellen Flutung des Stadtzentrums zu entgehen.



... eines der größten Shoppingcenter in Bangkok ...


... Anwohner beim Packen ...


Ich als Backpacker und demzufolge Tourist bin natürlich froh eine trockene Unterkunft im Herzen Bangkoks gefunden zu haben, aber rechtfertigt dies eine bewusste Überschwemmung der anderen Bezirke, welche eine untergeordnete Rolle in der Touristenbranche spielen?

Bis bald

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